Yoga

 

Der Yoga ist die seit Urzeiten geübte, universale (für alle Menschen dieser Erde gültige) Methode zur Erkenntnis der eigenen wahren Natur, zur Erlösung vom Leiden.

 

Das Ziel des Yoga ist der transzendente Zustand ursprünglicher Reinheit und Freiheit.

 

Der Weg des Yoga ist gekennzeichnet durch die Begriffe ârogya (Freisein von Krankheit) und prasâda (Klarheit, Reinheit, Ruhe des Geistes). Der schmerzfreie, widerstandsfähige Körper ist die Voraussetzung für den Aufstieg zu den höheren Ebenen des Geistes.

 

Der Yoga befasst sich mit den Kräften des menschlichen Geistes. Als heilsam werden dessen konzentrierte Kräfte verstanden; die verschiedenen, genau beschriebenen Stufen der Konzentration zeigen den Fortschritt auf dem Weg an. Das Ziel des Weges liegt in der vollkommenen Konzentration des Geistes auf einen Punkt, durch die man seine eigene wahre Natur, das Selbst zu erkennen vermag.

 

"Tat tvam asi!" verkünden die Upanishaden, die ältesten Weisheitsbücher Indiens: Was du die ganze Zeit äußerlich suchst, das ist in dir, das bist du selbst!

 

Das Leiden in seiner Gesamtheit verdankt der Mensch nur der Unwissenheit, dem eigenen unreinen Geist. "Unrein" bedeutet: Der Geist ist durch die endlosen Wünsche und Gedanken des Menschen zersplittert und schwach geworden, er hat seine ursprüngliche Kraft und Reinheit verloren. Die Gedanken sind dabei wie die Wellen einer bewegten Wasseroberfläche, die das Spiegelbild eines Betrachters verzerrt erscheinen lassen. Identifiziert man sich mit dem verzerrten Bild, dann entsteht das begrenzte, von Fehlern und Mängeln gezeichnete Bewusstsein des "Ich" und "Mein"; es ist diese Einengung des Bewusstseins, welche als Nichtwissen, als die Quelle aller Leiden bezeichnet wird.

Aus dem zersplitterten, am Außen orientierten Geist muss ein nach innen gehender, konzentrierter gemacht werden. Erlösung und Freiheit können nur erreicht werden, wenn es uns gelingt, den Geist von Wünschen, Gedanken und Emotionen freizumachen.

 

So beginnt der Weise Patañjali das berühmte Yoga-Sûtra mit dem in seiner Kürze und Klarheit einzigartigen Satz:

"Yoga ist die Stillegung der Bewegungen des Geistes."

Dies gelingt durch Konzentration. Konzentration (dhâranâ) führt zur Meditation (dhyâna), Meditation führt zur vollkommenen Versenkung (samâdhi), zur absoluten Klarheit der Selbstverwirklichung. Die Voraussetzung dafür ist die Beherrschung des eigenen Geistes. Beherrschen kann man aber nur etwas, das man genau kennt. Das Wissen um die verborgenen Vorgänge im Inneren; um das Wesen der Wünsche, Gedanken und Emotionen; ihre Kontrolle, d. h. die Läuterung des Geistes durch ein reines, enthaltsames Leben und durch die unablässige Übung der Konzentration; das Eintauchen in die vollkommene Ruhe; die "Schau des Selbst", wie es im Yoga-Sûtra heißt, das Einswerden mit dem grenzenlosen Meer des Bewusstseins (nirvikalpa-samâdhi oder nirvâna) – all dies umfasst der Begriff "Yoga".

 

(Die Texte bzw. Textteile unter der Überschrift "Yoga" habe ich - mit Genehmigung von Helmuth Maldoner - von seiner Website übernommen)