Reinigungen

 

Im Westen der unbekannteste Teil des Hatha-Yoga sind sie noch bedeutsamer als die in der Regel betonten Âsanas. Eine der Reinigungen gilt als die wichtigste aller gesundheitlichen Techniken, entsprechend der Anschauung über Agni, dem zentralen Feuer der Verdauung und damit des Lebens. Wenn dieses innere Feuer nicht richtig brennt, wird der Mensch krank, so die östliche Medizin. Der Tod sitzt im Darm, sagt übereinstimmend die westliche Naturheilkunde. Darmgesundheit ist das Fundament unseres Wohlergehens. Daher ragen unter mehreren Reinigungstechniken des Hatha-Yoga zwei hervor: die große Darmspülung mit Wasser und die Darmreinigung "durch Feuer", d. h. durch Anfachen des inneren Feuers. Bereits die Wirkung auf den Darm rechtfertigt ihren hohen Stellenwert, aber damit nicht genug. Insbesondere die Feuerreinigung erweist sich durch den dabei entstehenden Unterdruck (Sog) im Rumpf als die beste Übung für Herz, Kreislauf, Beinvenen, Lymphsystem, Leber, Lungen, Zwerchfell, Beckenboden. Allein für diese eine Wundertechnik würden die weisen Yoga-Meister der Vergangenheit den ewigen Dank einer kranken Menschheit verdienen, denn sie beweist die tiefste Kenntnis der grobstofflichen und subtilen Vorgänge im Körper. Auch die große Wasserreinigung zeichnet sich durch eine weitreichende Wirkung auf den gesamten Organismus aus. Daneben gibt es kleinere Techniken. Die häufige Reinigung der Zunge, sie gehört in Indien zur Volkshygiene, sollte auch für uns selbstverständlich sein. Die tägliche Spülung der Nase mit Salzwasser verhilft (unter anderem) zu einem schnupfenfreien Winter. Die Spülung des Mastdarms (der kleine Einlauf) wirkt in einer Kettenreaktion positiv auf den gesamten Dickdarm. Die Reinigung des Magens mit Salzwasser, das therapeutische Erbrechen, wurde auch von unseren großen Ärzten des Altertums über alles gelobt. Schließlich Trâtaka, die Reinigung der Augen durch das willentliche Herbeiführen des Tränenflusses.